Wie haben Sie das umfangreiche Wissen für Ihre Arbeit entwickelt?
Ich besuchte regelmäßig Vorträge, Vorlesungen, Tagungen und Seminare, forschte in Büchern und Archiven, vor allem im Münchner Stadtarchiv, erarbeitete mir die Zusammenhänge hinter den Namen und Zahlen und verfasste später selbst mehrere Bücher zur Münchner Lokalgeschichte. Ich habe es einfach angepackt. Dabei hat mir mein Interesse an vielem geholfen, auch an neuen Möglichkeiten wie dem Computer, aber auch mein Selbstbewusstsein. Ich lerne immer noch weiter, gerade mache ich ein Seminar über chinesische Lackmalerei.
Worauf führen Sie Ihren Erfolg zurück, in einer Zeit, als nur wenige Frauen ein Unternehmen gründeten und führten?
Ich hatte viel Glück, aber auch einen Mann, der mich unterstützte. Von vielen Frauen hörte ich, dass ihr Mann so etwas nicht erlaubt hätte. Vor allem arbeitete ich viel, auch samstags. In den Kursen ging ich auf die Teilnehmer ein, fragte sie, was sie interessiert. Die Vorträge hielt ich trotz Manuskript immer frei. Mein größtes Anliegen war es, Geschichte so aufzubereiten, dass die Menschen sie verstehen. Dazu musste ich oft manches mehrmals durcharbeiten! Dr. Bauer vom Stadtarchiv bezeichnete mich und meine Institution einmal als Volksuniversität. Von ihm erhielt ich von Anfang an viel Unterstützung. Ebenso vom Chefredakteur des Münchner Stadtanzeigers Erich Hartstein, der das Institut publizistisch unterstützte, und von der Süddeutschen Zeitung, die unsere Führungen zum Stadtgeburtstag anboten.
Gibt es einen Teil der Münchner Geschichte, der Ihnen besonders am Herzen liegt?
Ja, die Residenz, denn ich war beim Wiederaufbau ab 1975 dabei. Ich kannte den Residenzbauleiter Prof. Dr. Meitinger und Toni Beil, der verhinderte, dass die Allerheiligen-Hofkirche abgerissen wurde. Jährlich bot ich acht Residenzkurse an und viele Führungen. Wir hatten einen eigenen Aufseher und durften überall hin. Sie nahmen uns mit auf die Baustellen, beispielsweise zum Kaisersaal. Er wurde nach der Beschreibung des Italieners Pistorini von 1644 wieder hergestellt, ich habe sogar eine Kopie der Originalbeschreibung. Auch heute mache ich dort noch gerne Führungen. Ansonsten interessieren mich alle Epochen und Stadtteile Münchens gleichermaßen.
Wie schaffen Sie es, so unternehmenslustig und voller Energie zu sein?
Wahrscheinlich durch meine Begeisterung. Und ich mache seit 50 Jahren Yoga. Im Auto hatte ich immer einen Badeanzug dabei und ging zwischen den Terminen schwimmen. Ich habe das Institut 40 Jahre geleitet, doch im Jahr 2013 mussten wir es schließen, da die Miete zu teuer wurde und sich für mich keine Nachfolge gefunden hat. Aber viele Kontakte blieben bis heute bestehen - wir sind gewissermaßen gemeinsam alt geworden.