Wie gehen Sie mir der derzeitigen Situation um?
Ich wurde völlig ausgebremst, zuerst wurden die Veranstaltungen abgesagt, dann der Film, den wir gerade drehten. Gleichzeitig lief ich auch noch gegen eine Glastüre und brach mir das Nasenbein.
Mittlerweile bin ich in der neuen Situation angekommen, bin zu Hause, halte mich strikt an die Regeln und mache das Beste daraus. Ich habe begonnen, einen Roman zu schreiben. Die Ausrede, keine Zeit dafür zu haben, gilt ja jetzt nicht mehr. Ich bin in einer komfortablen Situation, weil ich mich zurückziehen und die Chancen sehen kann, im Gegensatz zu einer Alleinerziehenden im Homeoffice oder einem Gastwirt kurz vor dem wirtschaftlichen Ruin. Das Leben als Kabarettistin ist sowieso einsam, man fährt nicht nur allein von Bühne zu Bühne und Hotel zu Hotel, und auch zum beim Schreiben ziehe ich mich immer wieder für einige Zeit zurück.
Wenn ich mich in die Lage einer fitten 95-jährigen Bekannten mit mehreren Enkeln und Urenkeln versetze, dann ist das eine andere Dimension der Einsamkeit. Das darf man nicht vergessen. Dabei sind die ganzen Schutzmaßnahmen eine solidarische Erklärung an die Alten und Schwächeren. Ich fahre derzeit nicht zu meiner Mutter, sondern wir telefonieren dafür jeden Tag. Wenn man räumlich getrennt ist, rückt man mehr im Herzen zusammen. Die derzeitige Situation ist eine Übung im Abstand halten. Ich persönlich möchte, dass es weiter geht wie vorher, doch mit mehr Maß, mehr Achtsamkeit und Respekt. Es geht darum, andere zu schützen und Respekt voreinander zu haben. Die Gesichtsmasken stellen erstmal alle auf ein Level, egal ob Alter oder Schönheit, man ist nur ein Mensch.