Vor einem Jahr, als ihre Multiple-Sklerose-Beschwerden zunahmen, zog Erika Reichstein in das Haus an der Effnerstraße. Ihre gesamte linke Seite war vollständig gelähmt. Versuchte man sie aufzusetzen, versteifte sich die 85-Jährige ängstlich. Sanja Cajic suchte nach einer Möglichkeit, diesen angstbedingten Reflex zu überwinden. Vor sechs Monaten begann die Wohnbereichsleiterin verschiedene Bewegungsmuster auszuprobieren und einzuüben. Am Anfang steht immer die Kontaktaufnahme: „Erst nachdem ich mit Frau Reichstein im Gespräch bin, fange ich mit ihrer Hilfe an, das noch bewegliche, aber nicht genutzte Bein aufzustellen", beschreibt sie ihr Vorgehen in mehreren Schritten. „Am Ende umfasse ich ihren Oberkörper, um ihr einen festen Halt für das Aufrichten zu geben. Durch gemeinsames Hochschaukeln kommt sie dann in die Sitzposition." Diesen gemeinsam entwickelten Bewegungsablauf übten sie so lange, bis er selbstverständlich war. „Es ist wichtig, dabei im Gespräch zu bleiben, dann hilft Frau Reichstein mit. Ich sehe an ihrem Lächeln, wie gut es ihr tut", freut sie sich.