Mit zunehmendem Alter werden Erlebnisse aus früheren Jahren immer gegenwärtiger. Das Langzeitgedächtnis wird aktiver, sodass vor langer Zeit Erlebtes einem so präsent vorkommt, als wäre es gerade eben passiert. Dieses verstärkte biografische Erinnern beginnt um die 50 und dient der Erhaltung einer Kontinuität unserer Identität, weiß Dr. Volker Faust von der AG Psychosoziale Gesundheit. Zudem lassen sich viele Einschränkungen des Alters mit schönen Erinnerungen kompensieren. Gegenstände aus der Vergangenheit bilden dabei eine wichtige Brücke.
„Jeder Mensch ist einzigartig und individuell mit seiner Biografie und seiner Erinnerung", beobachtet Iris Beer, die zusammen mit zwei Kolleginnen der hausinternen Tagesbetreuung (HIT) die Bewohner*innen im Haus an der Tauernstraße begleitet. Iris Beer hat sich die Erinnerungsstücke von Hildegard Mittelberger zeigen und von der reichen Lebensgeschichte erzählen lassen. Dabei sind manche Tränen geflossen. Die beiden haben dabei auch viel gelacht.
Auch Stephan Jantzen von der HIT im Haus St. Josef setzt auf die Kraft der Erinnerungen: „Ich lese regelmäßig die Biografieblätter, die wir anlegen, und mache mir eine Notiz, wenn ich erfahre, dass jemand z. B. die Lieder von Elvis Presley besonders liebt." Die Erinnerungen helfen ihm dabei, anregende Gespräche zu führen oder die Männergruppe zu moderieren. „Wir reden über Schönes, aber auch über Verluste und Trauer, es tut gut, wenn man weiß, dass es Raum und Verständnis dafür gibt. Besonders viel Gelegenheit dazu ergibt sich beim Urlaub von der Pflege', bei dem wir Bewohner*innen auf einer Reise begleiten. In der gemeinsamen Zeit erfahren wir viel voneinander und es entsteht Vertrautheit."