Wenn Banken oder Behörden online gehen und Servicestellen reduzieren, fühlen sich viele Ältere abgehängt. So auch Antonie Seidl: Vor drei Jahren konnte sie nach einem Sturz nicht mehr rausgehen. Während eines MÜNCHENSTIFT-Veranstaltungsprogramms erfuhr sie vom Mediencenter 50plus (MC50plus) und entschloss sich, sich bei ihrem neuen Tablet helfen zu lassen. Inzwischen liest sie damit zum Frühstück digital die Tageszeitung, informiert sich über das Wetter oder spielt Karten. Und auch der Blumenstrauß, der ihr so gut gefiel, musste mit dem Tablet fotografiert werden. Mit einer Freundin, die ebenso am MÜNCHENSTIFT-Veranstaltungsprogramm teilnimmt, tauscht sie sich inzwischen digital aus. „Ich habe keine Verwandten mehr, daher ist die Pflege von Freundschaften umso wichtiger. Im Mediencenter lernt man andere Menschen kennen und kann sich vernetzen. Ich habe ein Telefon und ein Handy, vielleicht wäre ein Smartphone für mich praktischer.“
Wie Antonie Seidl geht es vielen älteren Menschen. Immer mehr sind mit Computern und Smartphones vertraut, resümiert der Münchner Digitaltag, der sich auch dem Thema „Senioren und Digitalisierung“ widmete. Doch nicht alle finden Zugang: Ein großer Anteil habe weder Ausstattung noch Kenntnisse, damit umzugehen, so das Fazit des Digitaltages. Das betreffe vor allem Menschen mit geringem Einkommen bzw. Rente und mehr noch ältere Menschen mit Migrationshintergrund. Andere Studien bestätigen diesen Befund und zeigen, dass vor allem Menschen 70plus weit davon entfernt sind, die Digitalisierung zum Erhalt der Lebensqualität und der Selbstständigkeit bis in das hohe Alter zu nutzen. Den großen Handlungsbedarf zeigte der Lockdown der vergangenen Monate. In dieser Zeit stellte die MÜNCHENSTIFT ihren Bewohnerinnen und Bewohnern Tablets zur Verfügung, sodass sie sich mit Hilfe von Mitarbeitenden mit ihren Verwandten austauschen konnten.