Wie ging es dann für Sie weiter?
Ich kam sechs Wochen lang jedes Wochenende. Die Besuche wurden nur wegen meiner Drehaufnahmen unterbrochen.Ich habe aber vor, ab und zu wiederzukommen, denn es tut den Menschen gut, etwas außerhalb der Reihe zu erleben. Die Erfahrungen aus dem Lockdown sollte man nicht vergessen: Die Kontaktbeschränkungen waren zwar berechtigt, um die Ausbreitung der Krankheit zu minimieren, aber man sollte hinterfragen, ob die Eingrenzung von Menschen zugunsten anderer deren Würde berührt. Sofern möglich, sollte man sie in die Entscheidung miteinbeziehen. Es gibt dabei einen grundlegenden Unterschied zwischen denjenigen, die vor ihren Bildschirmen planen oder in ihren Laboren arbeiten und den Menschen vor Ort. Ersteren fehlt die Bodenhaftung. Vor Ort ist es schwieriger, denn ständige Kompromisse und permanentes Umdenken sind nötig. So wurde z.B. die Dosierung von Medikamenten am Erfahrungswert 35-jähriger Männer entwickelt. Aber eigentlich kann nur der Arzt vor Ort die richtige Dosierung für den einzelnen Patienten bestimmen. Sich jedes Mal wieder neu einzulassen, ist mühsam und erzeugt oftmals Anspannung und Angst. Doch können wir können nicht die Selbstverantwortung abgeben.Ich sehe aber, dass dieses Pflegeheim vorbildlich geführt wird und auch Wertschätzung für die Menschen da ist. Es ist kein privates Unternehmen, bei dem es um Gewinnmaximierung geht. Es war sehr gut, dass die Pfleger während der Krise beklatscht wurden, aber jetzt muss über eine gerechte Entlohnung für diese Arbeit nachgedacht werden. Zu solchen Gedanken kommt man, wenn man selbst betroffen ist, die eigenen Eltern gut unterbringen möchte, weil man sie nicht selbst pflegen kann.