Im April erhielt das Jüdische Museum einen handgeschriebenen Brief von Philipp Reich, der im MÜNCHENSTIFT-Haus St. Josef lebt. Er bat darin, den Nachkommen der Münchner Enzianschnapsbrauerei ein Enzianschnapskrügerl des Unternehmens überlassen zu können. Der 97-Jährige war in dem Haus im Westend aufgewachsen, in dem die Enzianbrennerei Eberhardt ihre berühmten Spirituosen produzierte. Im Jahr 1879 gegründet, hatte sich die Brennerei der Familie Eberhardt zum bedeutendsten Hersteller von Enzianschnäpsen und -likören in Süddeutschland entwickelt. Zum dem Erfolg als „Bayerns berühmte Marke“ verhalf eine Werbestrategie mit Texten des Schriftstellers Georg Queri und Illustrationen des Grafikers Paul Neu. „Aus meiner Kindheit kann ich mich noch gut erinnern, dass wir im Hof neben dem Betriebsgebäude spielten und oft von der Familie Eberhardt Süßigkeiten bekamen“, erzählt Philipp Reich in seinem Brief. „Herr und Frau Eberhardt und die Tochter waren bei den Anwohnern wegen ihrer Freundlichkeit und liebenswürdigen Art sehr beliebt. Da wurde auch der im Hof – neben dem Betriebsgebäude – gelagerte, oft noch warm und rauchend sowie geruchsvolle Enzianrest nicht kritisiert.“