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Luise Kiesselbach: Vorreiterin der Altenpflege

07. Juni 2022

Viele verbinden mit Luise Kiesselbach nur einen vielbefahrenen Platz am Mittleren Ring. Die Künstlerin Roswitha Freitag, die als Mallehrerin und Kuratorin von Ausstellungen in den MÜNCHENSTIFT-Häusern tätig ist, schuf nun eine Bronze­büste dieser engagierten Münchner Sozialpolitikerin. Das Denkmal wurde im April vor dem MÜNCHENSTIFT-Haus St. Josef eingeweiht.

Luise Kiesselbach gründete 1928 ein Alters­heim, welches zu seiner Zeit eines der modernsten in ganz Europa war. Die Bewohner*innen verpflichteten sich zudem für die Unterbringung mit­telloser Künstler*innen aufzu­kommen. Doch auch darüber hinaus war sie eine Pionierin der Sozialpolitik und setzte sich für das Frauenwahlrecht ein. 1919 wurde sie zur ersten Münchner Stadträtin gewählt.

Die Gesellschaft der Alters­freunde, dessen Büro sich im Nachfolgebau des von Luise Kiesselbach gegründeten Alters­heims befindet, setzte sich mit der Luise-Kiesselbach-Stiftung und dem Verein für Fraueninteressen e. V. beim Münchner Oberbürgermeister für ein Denkmal für diese außergewöhnliche Frau ein. Als Künstlerin wurde Roswitha Freitag vorgeschlagen, die bereits 2005 für die Eingangshalle dieses Altersheims eine Büste entwickelt hatte. Ermöglicht wird das Projekt von der Luise­-Kiesselbach-Stiftung und vieler weiterer Förderer wie etwa dem Verein für Fraueninteressen, deren Einsatz auf dem Denkmal festgehalten wurde.

"Mir ging es darum, den Typus dieser verdienstvollen Frau zu erfassen und einfühlsam wiederzugeben. Dabei konnte ich auf meine Recherchen von 2005 aufbauen", erklärt Roswitha Freitag. "Das Wachsmodell fertigte ich in einer renommierten Straubinger Gießerei, am Ende auch die Patinierung, mit der die Färbung des Bronze­tons erzielt wird."

Luise Kiesselbach starb 1929 - dem Jahr, in dem das Haus St. Josef eröffnet wurde, vor dem jetzt ihr Denkmal steht. Eine Ausstellung und Dokumentation sollen das Leben Luise Kiesselbachs zudem bekannter machen.

Text: MÜNCHENSTIFT Magazin, Heft 100 - Juni 2022
Fotos: Tabea Görler