

- Wohnen & Pflege
Erweitertes Angebot in der Versorgung daheim
Der Ambulanten Dienst Harlaching stärkt mit einer neuen hauswirtschaftlichen Tour und kostenlosem Lotsendienst die Selbstständigkeit zu Hause. Um eine stationäre Langzeitpflege zu vermeiden, beschreitet die MÜNCHENSTIFT neue Wege. Seit Januar 2023 bietet der Ambulante Pflegedienst Harlaching (AMD) eine zusätzliche Tour mit Betreuung und hauswirtschaftlicher Unterstützung. Diese Maßnahme ist Teil eines Pilotprojekts der MÜNCHENSTIFT, das vom Bayerischen Landesamt für Pflege unterstützt wird. Ziel des Projekts ist es, die Selbstständigkeit der Menschen in ihrem Zuhause zu fördern. Hinzukommt ein kostenloser Lotsendienst, der je nach individuellen Bedürfnissen und tagesaktueller Situation weitere Hilfsangebote sowie Partner aus dem Viertel einbezieht und koordiniert.
„Die Zahl der alleinstehenden und pflegebedürftigen Menschen, die zu Hause leben, steigt stetig. Sie leiden unter Einsamkeit und eingeschränkter Mobilität, wobei die größte Herausforderung in der Bewältigung des Alltags liegt“, erklärt Heidi Obermeier, Projektleiterin im Haus an der Tauernstraße.
Sie betreut den neuen Lotsendienst des MÜNCHENSTIFT-Hauses in Harlaching und koordiniert dessen Angebote sowie die anderer Einrichtungen im Rahmen eines Pilotprojekts zur Förderung der Selbstständigkeit im häuslichen Umfeld. Das MÜNCHENSTIFT-Konzept zielt darauf ab, ein selbstbestimmtes Leben zu Hause zu ermöglichen. Der Lotsendienst fungiert dabei als erste Anlaufstelle, berät und vermittelt passende Hilfsdienste und unterstützt bei der Beantragung von Pflegeleistungen. „Unser Ziel ist es, die ambulanten Dienste auszubauen und ein Quartiersnetzwerk zu schaffen“, erklärt Susanne Krempl, Leitung der MÜNCHENSTIFT-Stabsstelle „Strategie, Pflege und Betreuung“. Sie hat das Konzept des sozialraumorientierten Versorgungsansatzes entwickelt, das nun in den Neubauten an der Tauernstraße und der Franz-Nißl-Straße umgesetzt wird. Das Projekt wird aus dem Programm „Pflege im sozialen Nahraum – PflegesoNah“ vom Freistaat gefördert.
Neue Wege zu mehr Selbstbestimmung
„Bereits im Jahr 2023 besuchten wir vorausschauend zahlreiche Pflegeeinrichtungen, doch letztlich konnte uns die MÜNCHENSTIFT am meisten überzeugen“, berichtet Werner Schmücking. Nach längeren Auslandsaufenthalten lebt er nun mit seiner Frau in Harlaching, während ihre Kinder im Ausland wohnen. Heidi Obermeier kam als erfahrene Pflegekraft und Beraterin zu einem ersten Gespräch, um sich vor Ort einen Überblick zu verschaffen. 2025 entschieden sie sich, die neue ambulante Tour in Anspruch zu nehmen. Seitdem besucht die Betreuungskraft Gina Akbulut Werner Schmücking zweimal pro Woche für Gymnastik. Anfang Februar stürzte Doris Schmücking dann und kam ins Krankenhaus. Von dort aus rief sie bei Heidi Obermeier an, die sofort eine Kurzzeitpflege für fünf Tage im Haus an der Tauernstraße organisierte. Der Hausarzt wurde eingebunden, und alle notwendigen Vorkehrungen für die Rückkehr nach Hause, einschließlich der Hilfsmittel, wurden getroffen. Als Doris Schmücking schließlich wieder nach Hause konnte, war alles bestens vorbereitet. Der ambulante Dienst übernahm die Pflege fünfmal täglich und reduzierte die Besuche im Laufe der Zeit schrittweise.

Flexibilität und Empathie
Als es bei Doris Schmücking dann zu einem Rückfall kam, wurde die Pflege wieder intensiviert. „Die Flexibilität des Dienstes ist für uns unerlässlich“, erklärt Werner Schmücking. „Dank der engen Vernetzung können wir den Bedarf täglich anpassen“, ergänzt Heidi Obermeier. Über den Lotsendienst sind alle im ständigen Kontakt und tauschen sich über die notwendigen Schritte aus – mit dabei die Leitungen der stationären und ambulanten Pflege des Harlachinger Hauses. Auch Einrichtungen im Stadtteil wie Sozialbürgerhäuser, Alten- und Service-Zentren, Apotheken und Hausärzte sind in diesem Pilotprojekt mit eingebunden. „Gemeinsam können wir im Quartier sehr viel mehr erreichen“, schließt Heidi Obermeier. Gina Akbulut kommt inzwischen zweimal täglich zu Doris Schmücking, um Gespräche zu führen, bei Arztbesuchen und im Haushalt zu helfen. „Ich bin sehr dankbar für Ginas positive Einstellung, sie motiviert mich immer wieder“, erzählt Doris Schmücking. Ihr Ehemann betont, dass Empathie und eine positive Lebenshaltung nicht erlernt werden können. Gina Akbulut, die nach 14 Berufsjahren zur MÜNCHENSTIFT wechselte, ist überzeugt: „In der Pflege und Betreuung muss man auch mal jemanden in den Arm nehmen können.“ Da ihre Mutter im ambulanten Pflegedienst arbeitet, begleitete Gina Akbulut sie dann ab Dezember 2022 zwei Tage pro Woche. „Es hat mir so viel Freude gemacht, dass ich mich entschloss, künftig ganz beim Ambulanten Dienst zu arbeiten.“ Anfang 2023 übernahm sie eigenverantwortlich die neue Betreuungstour und ist seitdem in engem Austausch mit Heidi Obermeier im Stadtteil unterwegs. Aufgrund des großen Interesses ist geplant, eine zweite Betreuungstour einzuführen und die Vernetzung mit weiteren Partnern im Quartier auszubauen. Mit der Eröffnung des Neubaus an der Tauernstraße wird 2026 auch eine neue Tagespflege eingeweiht. Zudem werden Nachbar:innen gesucht, die Menschen ehrenamtlich zu Hause besuchen. Hierfür bietet die MÜNCHENSTIFT Fortbildungen und Unterstützung an.
Kontakt: Informationen für Interessierte sowie Menschen, die sich als Ehrenamtliche einbringen wollen: Heidi Obermeier, Tel. (089) 64255-240 oder heidi.obermeier@muenchenstift.de
Text: MÜNCHENSTIFT Magazin, Heft Nr. 112 - Juni 2025
Fotos: VIOS Medien