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Gelungener fachlicher Austausch

07. September 2021

Im Laufe des Jahres wurde bei der MÜNCHENSTIFT das Strukturmodell eingeführt. Hierbei handelt es sich um eine Dokumentationspraxis für stationäre als auch für ambulante Pflegeeinrichtungen, mit deren Hilfe unnötiger Dokumentationsaufwand vermieden werden soll. So steht mehr Zeit für das wirklich wichtige zur Verfügung: die unmittelbare Pflege und Betreuung unserer Bewohnerinnen und Bewohner.

Den Einstieg in den Pflegeprozess bildet die Strukturierte Informationssammlung (SIS). In der SIS werden die Wünsche der Pflegebedürftigen, die Beurteilung der Pflege- und Betreuungsbedarfe durch die Pflegefachkraft sowie die individuellen pflegerelevanten Risiken dokumentiert.

Nach einer ersten Prüfung durch den Medizinischen Dienst Bayern (MD Bayern) erhielt die MÜNCHENSTIFT für die Umsetzung des Strukturmodells mit der SIS sowie der anhaltenden Pflegequalität ein großes Lob - auch wenn manche Aspekte vom MD Bayern anders gesehen wurden.

Gemeinsamer Workshop schafft Klarheit

Um Grundsatz-Diskussionen in den kommenden Qualitätsprüfungen zu vermeiden, fand daher ein gemeinsamer Workshop mit Vertreter*innen des MD Bayern und der MÜNCHENSTIFT statt. Dabei stellten sich dann doch viele Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen heraus. Karin Bernecker, Leiterin der Abteilung Qualität bei der MÜNCHENSTIFT, berichtet:

Wie sieht der MD Bayern die Pflegedokumentation nach der Einführung des Strukturmodells?

Der MD Bayern stellte bei den ersten Prüfungen in vier Häusern fest, dass bis dato keine Pflegeinstitution das Strukturmodell in so guter Form und Deutlichkeit eingeführt und umgesetzt hat wie die MÜNCHENSTIFT. Insbesondere unser Handbuch und die eigenen Verfahrensanleitungen "Immer so" wurden sehr gelobt. Bei einigen Punkten ergab sich während der Qualitätsprüfungen Diskussionsbedarf, bei der Bewertung eines pflegerischen Risikos ein grundsätzlicher Dissens.

Ein Workshop mit Vertreter*innen der ersten geprüften MÜNCHENSTIFT-Häuser und des MD Bayerns – unter Leitung von Karin Bernecker und Dominique Labouvie, der im MD Bayern für den Bereich Grundsatzfragen zuständig ist – verarbeitete die Erfahrungen der ersten Qualitätsprüfungen nach der Einführung des Strukturmodells.

Worin bestand der Dissens?

Es ging um die Unterscheidung zwischen individuellem Hilfebedarf und tatsächlichem Risiko. Gemäß den Prinzipien des Strukturmodells bedeutet das alleinige Vorliegen von Risikofaktoren nicht, dass auch tatsächlich ein Risiko vorliegt. Vielmehr entscheidet die Pflegefachkraft unter Berücksichtigung und Abwägung aller vorhandenen Informationen personzentriert, ob z. B. das Liegen einer PEG individuell bei einem Bewohner ein Risiko bedeutet oder nur pflegerischer Hilfebedarf bei der Nahrungszufuhr vorliegt.

Auf welches Vorgehen konnte man sich einigen?

Ausschlaggebend ist die pflegefachliche Befunderhebung zur Pflege- und Betreuungssituation der Bewohner*innen in der SIS und die individuelle Maßnahmenplanung dazu. Inwieweit dazu in der Risikomatrix ein Kreuz gesetzt ist, fließt nicht in die Bewertung mit ein und muss in den Qualitätsprüfungen zwischen Prüfer*innen und Pflegefachkräften nicht diskutiert werden.

Was wurde mit dem Workshop erreicht?

Ziel des Workshops war es, Austausch und Grundverständigung außerhalb der Prüfungssituationen zu ermöglichen, um den Fachkräften in der Zukunft Sicherheit zu geben, wenn sie ihre Pflegeentscheidungen gegenüber dem MD im Fachgespräch begründen.

Der Workshop war daher ein voller Erfolg. Wir haben auch für alle weiteren Diskussionspunkte einen Konsens gefunden. Wir sind also auf dem richtigen Weg und können den Austausch mit dem MD Bayern als Bestätigung sehen.