• Wohnen & Pflege

Genau das Richtige

08. Juni 2021

Für die unterschiedlichsten Lebenslagen und individuellen Bedürfnisse gibt es bei der MÜNCHENSTIFT viele Wohn- oder Pflegealternativen. Marianne Luig entschied sich für das 'Wohnen mit Service' im Haus an der Effnerstraße. Ihr demenziell erkrankter Mann fand eine Etage darunter Unterstützung in einem Pflegebereich.

„Als mein Mann an vaskulärer Demenz erkrankte, war es anfangs nicht dramatisch“, erzählt Marianne Luig. Acht Jahre lang betreute sie ihren Mann zu Hause in Erftstadt bei Köln. Zunächst halfen die beiden Söhne, die allerdings weit weg in München und London lebten. Doch im Verlauf der Zeit wurden die Demenz-Symptome stärker. Marianne Luig wurde klar, dass sie immer weniger ohne tatkräftige Hilfe vor Ort klarkommen würde. Zwei Ärzte rieten ihr, für den Ehemann eine spezielle Einrichtung für Demenzerkrankte zu suchen. „Doch ich hatte mir geschworen, meinen Mann nicht wegzugeben, sondern wenn überhaupt, dann mit ihm mitzugehen“, erzählt sie von dieser schwierigen Zeit.

Als sie bei ihrem Sohn in München zu Besuch war, schaute sie sich einige Pflege- und Wohnangebote in der Stadt an. Sie entschied sich für den gemeinsamen Umzug in ein MÜNCHENSTIFT-Haus und die Wahl fiel auf das Wohnen mit Service im Haus an der Effnerstraße. „Ausschlaggebend waren die helle freundliche Atmosphäre sowie der Garten und der dahinterliegende Park.“ Doch als es schließlich soweit war, verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Franz-Joseph Luig. „Ich meldete ihn für ein Pflegezimmer auf der Demenzstation an, das er nach wenigen Wochen bekam. Für mich wurde eine kleinere Wohnung im Wohnen mit Service frei. Auch wenn es nicht mehr mit unserem gemeinsamen Appartement klappte, konnten wir nah beieinander wohnen. Er wurde pflegerisch versorgt und ich konnte jederzeit bei ihm sein und die Arbeit der Pflegekräfte ergänzen.“

Marianne Luig

Flexibel Neues ermöglichen

„Obwohl mein Mann mich nicht mehr erkannte, spürte er, wenn ich bei ihm war, und wurde ruhiger. In diesem Stadium der Demenz merkte er auch nicht, dass wir nicht mehr zu Hause waren. Als er zweimal sagte Hier ist es aber schön, beruhigte mich das sehr. Wir gingen täglich im Park spazieren, saßen auf einer Bank und beobachteten die Kinder auf einem Spielplatz“, erzählt die 83-Jährige. Besonders gerne erinnert sie sich an den letzten Tanztee im Hause, an dem sie noch einmal ihren Lieblingstanz, den langsamen Walzer, tanzten. Erinnerungen an schöne Bälle in der Vergangenheit in den Festsälen Kölns wurden wach.

„Nach dem Tod meines Mannes veränderte sich mein Leben sehr“, so Marianne Luig. Die beiden Söhne und die Schwiegertochter unterstützten sie beim Umzug aus dem Haus im Rheinland, in dem sie viele Jahrzehnte gemeinsam mit ihrem Mann gelebt hatte.

Wege zu einem Neuanfang

„Ich habe nun viel Zeit für mich. Ich gehe täglich spazieren, habe nette Kontakte mit Bewohner*innen im Hause. Auch die Besuche bei Sohn und Schwiegertochter sind immer sehr schön und abwechslungsreich.“ Beim Ankommen im neuen Leben halfen ihr auch die Kultur- und Freizeitangebote im Haus – vom Musikkonzert über Filmvorführungen bis zu Ausflügen, organisiert von Rosanna Hoppe, der Betreuerin des Wohnen mit Service und ihrem Kollegen Florian Fischer. „Hier wohnen häufiger Paare zusammen, oft mit einem der Partner*innen in einem separaten Pflegebereich. Es gibt aber auch viele Alleinstehende, die nicht mehr allein wohnen wollen“, erzählt Marianne Luig. Auch wenn in Corona-Zeiten viele Veranstaltungen derzeit ruhen müssen, so gibt es in den Außenbereichen immer wieder stattfindende Veranstaltungen oder beispielsweise digitale Kunstbesprechungen.

Gut aufgehoben und nicht mehr isoliert, wie in ihrem ehemaligen großen Haus, fühlt sich jetzt Marianne Luig. „Den Unterschied merkte ich, als ich zur Hausauflösung eine Weile wieder dort wohnte. Ich habe nicht mehr so viel Kraft in den Beinen, hier brauche ich nur vor die Tür zu gehen und bin unter Menschen. Dadurch habe ich nicht das Gefühl allein zu sein.“ Sie muss sich auch nicht um alles selbst kümmern. Das Mittagsessen wird beispielsweise täglich in der Cafeteria serviert. Für das Frühstück und Abendessen kauft sie im Einkaufszentrum in der Nähe ein und bereitete im Appartement das Essen selbst zu. „Auch die Corona-Impfungen wurden vom Haus organisiert, fünf Ärzte kamen mit dem Impfmaterial, ich musste nur die Unterlagen unterschreiben und nach drei Stunden war alles vorbei. Ein großes Lob, denn es war perfekt organisiert.“  

Vielfältige Angebote bei der MÜNCHENSTIFT

Großes Spektrum an Wohn- und Pflegeformen

Vom Ambulanten Pflegedienst über das Wohnen mit Service bis zur Wohngruppe für demenziell Erkrankte oder die palliative Versorgung: Neun Häuser mit Pflegeangeboten, vier Häuser für selbstständiges Wohnen und ein bedarfsorientiertes Service-Angebot mit Essenslieferungen oder Beratung pflegender Angehöriger stehen Senior*innen bei der MÜNCHENSTIFT zur Auswahl. Das gemeinnützige städtische Unternehmen der Landeshauptstadt München steht für Pflegequalität und Transparenz sowie wegweisende innovative Pflegeansätze. Dazu gehört das Bezugspflegesystem Primary Nursing, das eine besonders zugewandte und flexible Betreuung ermöglicht, oder die Öffnung der Pflege für Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und vielfältigen Lebensweisen. Auch Menschen unterschiedlicher sexueller Identität wird dabei eine Atmosphäre der Wertschätzung geboten. Besonders beliebt ist die tier- und pflanzengestützte Pflege und Betreuung im Rahmen von Green Care: Für eine hohe Lebensqualität sorgen auch viele gesunde Bio-Lebensmittel sowie ein vielfältiges Betreuungs- und Kulturangebot.

Primary Nursing

Mit Primary Nursing gut durch Corona

Das Pflegebezugsystem Primary Nursing ermöglicht es, Pflegeprozesse besonders flexibel an wechselnde Situationen anzupassen. Davon profitiert nicht zuletzt die Kommunikation mit Angehörigen.

„Der Informationsfluss und das Ausfallmanagement sind die wichtigsten Bereiche, in denen Primary Nursing uns in der Pandemie sehr geholfen hat. Gerade gegenüber Angehörigen konnten wir damit für eine sehr gute Kommunikation sorgen“, erzählt Armin Boskovic, Pflegedienstleitung im Haus St. Martin, in dem Primary Nursing seit 2015 in zwei Wohnbereichen und seit 2019 im ganzen Haus etabliert ist.

„Ich hatte immer einen Ansprechpartner, der informiert war und bei Fragen zeitnah antwortete“, erzählt Gilbert Christian Klepsch, dessen Vater aufgrund einer demenziellen Erkrankung im beschützenden Bereich lebt. „Auch in Zeiten des Besuchsverbotes, konnte ich, nachdem ich mich angemeldet hatte, immer vorbeikommen und mit ihm reden, und sei es nur am Fenster“, so der Vater von zwei schulpflichtigen Kindern, der mit der eigenen Mutter, die bei der Familie um die Ecke wohnt, stark eingespannt ist. Daher ist Gilbert Christian Klepsch froh, wenn er gut darüber informiert ist, wie es seinem Vater gerade geht. „Mein Hauptansprechpartner und zwei Kolleg*innen wussten immer Bescheid, auch wenn mal eine Behandlung des Vaters im Krankenhaus nötig war, denn wegen Corona waren dort keine Besuche möglich. Ich empfinde die Pflege und Kommunikation als sehr menschlich und pragmatisch. Und wenn es doch mal etwas zu beanstanden gab, konnten wir sofort miteinander darüber reden.“

Mit den Herausforderungen durch Corona zeigte sich, dass die Entscheidung, Primary Nursing als zugewandtes Bezugspflegesystem bei der MÜNCHENSTIFT einzuführen, sich bewährt hat. Nach dem Haus St. Martin folgt nun die Einführung im Haus St. Josef.

Text: MÜNCHENSTIFT Magazin, Heft 96 - Juni 2021
Fotos: Barbara Donaubauer, Kerstin Groh, Marcus Schlaf, Daniel Simon, MÜNCHENSTIFT