• Panorama

Malen tut gut

26. Mai 2022

Regelmäßig kommt die Künstlerin Roswitha Freitag in die Häuser und malt mit den Bewohner*innen verschiedener Wohn- und Pflegebereiche, seit kurzem auch mit den Gästen der neu eröffneten Tagespflege Neuhausen.

Watzmann, Katharina Sassenberg

Wenn Katharina Sassenberg malt, dann findet sie Bilder für ihre große Liebe zu den Bergen. In ihrem Bild Watzmann verbindet die 99-Jährige aus Penzberg damit auch Erinnerungen an ihren zweiten Mann, der diesen Berg einmal bestiegen hat. „Erst mit 97 Jahren begann Frau Sassenberg zu malen“, erzählt Roswitha Freitag. „Akribisch sitzt sie an jedem ihrer Bilder, denn jede Bergzacke muss stimmen.“ Katharina Sassenberg gehört zu einer Malgruppe des Wohnen mit Service im Hans-Sieber-Haus, die sich während der Pandemie auf fünf Teilnehmende verkleinert hat, da Gruppen derzeit nicht bereichsübergreifend zusammenkommen können.

Sierra Nevada, Ruth Egerer

Auch Ruth Egerer entdeckte vor acht Jahren das Malen in einer Malgruppe des Hauses St. Josef. Im Verlauf der Zeit fand sie zu Landschaftsmotiven. Als ehemalige Angestellte eines international tätigen Unternehmens richtet sich ihr Blick auch mal in die Toskana oder nach Korea. „Obwohl sie früher regelmäßig zeichnete, glaubte sie nicht daran, einmal malen zu können“, so Roswitha Freitag. Heute verzieren eingerahmte Fotos vieler Landschaftsbilder, die sie malte, ihren Wohnzimmerschrank.

Fernseher mit Bildstörung, Angela Broll

Auch zu den Bewohner*innen des beschützenden Bereichs im Hans-Sieber-Haus kommt die Künstlerin regelmäßig. Angela Broll ist begeistert dabei. Vor allem Farben haben es ihr angetan. „Ihre Tochter erkennt Frau Broll leider nicht mehr, aber sie ist sehr vergnügt, lacht viel und hat viel Spaß am Malen“, erzählt Roswitha Freitag. „Sie malt ihre Empfindungen und Selbstwahrnehmung.“

Der Malvormittag der Gruppe folgt einem festen Ablauf, nach dem Malen gibt es ein kleines gemeinsames Essen und am Ende liest ein Teilnehmer mit schauspielerischem Talent ein Märchen vor.

Einen Höhepunkt bilden die Jahresausstellungen mit Bildern von Bewohner*innen zwischen Weihnachten und Ostern in den Häusern. „Das ist für die Malenden sehr wichtig, denn sie fühlen sich dadurch bestätigt und wahrgenommen. Die Bilder dienen dabei auch dem Austausch miteinander und mit den Pflegekräften.“

Text: MÜNCHENSTIFT Magazin, Heft 99 - März 2022
Fotos: MÜNCHENSTIFT