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Mehr Zeit für die Menschen

17. Januar 2022

Glückliche Bewohner*innen und stolze Mitarbeitende: Um dieses Ziel zu erreichen, schafft die MÜNCHENSTIFT mehr Zeit für das Wesentliche: Die Zuwendung von Mensch zu Mensch. Benjamin Gaß und Arnela Nazibegovic erzählen, wie das im Haus St. Martin gelingt.

Die MÜNCHENSTIFT hat sich das Ziel gesetzt, sich zu der Senioreneinrichtung mit den glücklichsten Bewohner*innen und den stolzesten Mitarbeitenden zu entwickeln. Ein Bündel an Neuerungen in den letzten Jahren greift inzwischen wie Zahnräder ineinander. Dazu gehören das Pflegeorganisationssystem Primary Nursing, das die Pflegeprozesse auf die Menschen hin fokussiert, und die Verschlankung der Pflegedokumentation. Hinzu kommt die Digitalisierung, etwa mit der Einführung mobiler Dokumentationsgeräte.

„Jede Minute, die wir uns durch die neuen Prozesse sparen, ist eine gewonnene Minute für die Bewohner*innen.“ (Benjamin Gaß, stellv. Pflegedienstleitung)

Zugewandte Pflegeorganisation

„Vor knapp sieben Jahren starteten wir hier im Haus mit Primary Nursing. Bei dieser Qualitätsoffensive, die ursprünglich aus den USA kommt, ging es darum, die Arbeitsweise in der Pflege zu verbessern und Mitarbeitende und Bewohner*innen zufriedener zu machen“, erzählt Benjamin Gaß, stellvertretender Pflegedienstleiter im Haus St. Martin. Kleine, für wenige Bewohner*innen zuständige Teams teilen sich seitdem die Aufgaben und die Verantwortung. „Ich habe mehr Verantwortung für meine Bewohner*innen. Wenn sie etwas brauchen, kommen sie immer zu mir“, erzählt die Primary Nurse Arnela Nazibegovic (siehe Foto oben, links), die ein fünfköpfiges Team leitet.

Durch den intensiveren Austausch im Kleinteam können die Fachkräfte auch schneller und flexibler auf die einzelnen Bewohner*innen eingehen. „Es ist viel familiärer“, pflichtet Arnela Nazibegovic bei. „Durch die größere Nähe entsteht mehr Vertrauen, auch bei den Angehörigen“, so Benjamin Gaß. „Ich habe immer einen Ansprechpartner, der informiert ist und bei Fragen zeitnah antwortet“,  erzählt Gilbert Christian Klepsch, dessen Vater aufgrund einer demenziellen Erkrankung im Beschützenden Bereich im Haus St. Martin lebt.

Zeit zum Zuhören anstatt endlose Dokumentationen

„Die Pflegefachkräfte von den Schreibtischen wegzubekommen, von überbordender zeitfressender Dokumentation hin zum direkten Austausch mit den Bewohner*innen, gelingt uns immer mehr“, freut sich Benjamin Gaß. Die Einführung des sogenannten Strukturmodells, einer neuen Dokumentationsroutine, die Wesentliches einfacher und schneller dokumentieren lässt, brachte einen weiteren Schritt zur Entlastung der einzelnen Pflegekräfte. „Bei der Einarbeitung in das Strukturmodell half uns, dass wir bereits nach dem Primary Nursing Pflegeorganisationssystem pflegen. Den Kolleg*innen fiel es nicht schwer, individuellere Maßnahmen für die Bewohner*innen zu planen“, erzählt Wohnbereichsmanager Semir Sarajlic. „Wir sind mehr auf die Bewohner*innen orientiert und können z. B. Spaziergänge mit ihnen machen, etwas zusammen kochen oder backen“, so Arnela Nazibegovic.

Digitalisierung als Unterstützung

Digitalisierung als Unterstützung

Unterstützend wirkt dabei die Digitalisierung. Inzwischen wurden alle Wohnbereiche im Haus digitalisiert. Alle Pflegeberichte, Maßnahmenpläne, Formulare oder Schmerzprotokolle können bald in der ambulanten und stationären Pflege mit Tablets und Smartphones gleich vor Ort bearbeitet werden. „Vor Jahren war es noch so, dass die Mitarbeitenden lange im Büro saßen und alle ihre Tätigkeiten dokumentieren mussten. Heute geht das mit einem oder zwei Klicks, das bringt am Ende eine große Zeitersparnis“, so der stellv. Pflegedienstleiter.

„Wir leben im Jahr 2021 und daher finde ich das sehr gut. Eine Fortbildung letzte Woche hat uns gezeigt, wie es weitergeht mit der digitalen Arbeit. Wenn ich zum Beispiel beim Bewohner gleich in meinem Tablet oder Smartphone nachschauen und schreiben kann, dann muss ich nicht immer hin und her rennen zum Computer im Stationszimmer. Schon dadurch kann ich den Bewohner*innen mehr Zeit schenken.“, so Arnela Nazibegovic. „Besonders hilfreich ist die Sprachfunktion, denn viele Kolleg*innen sprechen zwar deutsch, tun sich aber mit dem Schreiben schwer“, so Benjamin Gaß. Auch Besprechungen zwischen Teams, Häusern und den zentralen Fachbereichen finden nun online statt, so kann ohne lange Anfahrten flexibel und zeitsparend kommuniziert werden.

Der Mensch im Mittelpunkt

„Bei allen Neuerungen: Die Mitarbeitenden sind sowohl fachlich als auch menschlich in der Interaktion mit den Bewohner*innen die Hauptakteure. Das geht am besten von Mensch zu Mensch in kleinen Teams“, betont Benjamin Gaß. „Die größte Herausforderung besteht dabei, alle Mitarbeitenden auf dem laufenden Stand zu halten, denn keiner darf zurückgelassen werden.“ Grundlegend ist es daher, die Mitarbeitenden so zu fördern, dass sie dazu befähigt werden. Neben der eigenen Ausbildung von Pflegenachwuchs bieten Fortbildungen und Schulungen aktuelles Fachwissen und helfen menschliche Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln und die Werte der zugewandten Pflege, niedergelegt im Pflege- und Betreuungskonzept der MÜNCHENSTIFT, zum Leben zu erwecken. „Die Summe der ganzen Prozesse, die angestoßen sind, ist das, was uns unterstützt. Wenn nur einige von ihnen ihre volle Wirkung entfalten, haben wir schon gewonnen.“

Text: MÜNCHENSTIFT Magazin, Heft Nr. 98 - Dezember 2021
Fotos: MÜNCHENSTIFT