

- Menschen
Stifter aus Tradition und Leidenschaft
Andreas von Dall’Armi steht in der Stiftertradition seiner Familie, die seit dem 18. Jahrhundert in München tätig ist. Dazu zählt die Gründung des Münchener Bürgerheims, für das er sich engagiert.
Welchen Bezug hat Ihre Familie zu Nymphenburg und dem Bürgerheim?
Meine Vorfahren stammen aus einer Trienter Kaufmannsfamilie und kamen 1784 nach München. Der Begründer des Familienzweigs Andreas Michael Dall’Armi baute ein Banken- und Handelsimperium auf und engagierte sich als Wohltäter. Er legte ein Kornmagazin gegen Hungersnot an, errichtete Schulen und unterstützte mittellose junge Frauen in Nymphenburg mit einer Spinnstube. Am meisten ist er jedoch als Begründer des Oktoberfests bekannt. Zur Hochzeitsfeier des Kronprinzen Ludwig mit seiner Braut Therese organisierte er 1810 ein Pferderennen auf der Theresienwiese. Für seine Verdienste wurde er 1792 in den Adelsstand erhoben. Sein Enkel Heinrich gründete die Austria Tabakfabrik in Milbertshofen und gründete 1910 die „Münchener Bürgerheim-Stiftung“ und ließ das gleichnamige Gebäude in Nymphenburg für ehemalige Mitarbeiter der Fabrik bauen. Später kamen andere hinzu, nur Münchner und katholisch mussten sie sein. Auch meine Uroma hat hier von 1930 bis 1966 gelebt, da gab es noch Hühner und einen Gemüsegarten. Anfangs haben die Barmherzigen Schwestern die Menschen versorgt, die MÜNCHENSTIFT übernahm 1996 die Verwaltung des Selbstständigen Wohnens.

Seit wann vertreten Sie hier Ihre Familie?
Von Anfang an gab es ein Kuratorium, dem bis heute unter anderem der jeweilige Sozialreferent der Stadt angehört und zwei Mitglieder der Familie. Als mein Vater Carlheinz von Dall’Armi, der sich leidenschaftlich bei der umfangreichen Sanierung eingesetzt hatte, im Jahr 2019 verstarb, übernahm ich seine Aufgaben im Kuratorium.
Für welche Werte stehen Sie?
Das Erbe von Andreas Michael von Dall’Armi wurde in der Familie immer als Verpflichtung angesehen. Wenn man das Haus betritt, erinnern Büsten und Bilder an unsere Vorfahren. Das macht etwas mit einem, man spürt das Besondere, seine Geschichte und die positive Stimmung, die durch die Menschen erzeugt wird, die hier leben. Ich kann mich erinnern, an einer Weihnachtsfeier vor vielen Jahren teilgenommen zu haben, bei der eine Mieterin zur Hausorgel gesungen hat, das hat mich sehr berührt.
Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Ich habe meine Aufgabe im Bereich Kunst und Kultur gefunden, als der Pianist, Dirigent und Komponist Aris Alexander Blettenberg die Kapellenkonzerte ins Leben rief. Er versteht es, besondere Künstler zusammenzubringen. Diese berichten immer wieder, dass sie die intime Atmosphäre unserer Kapelle mehr schätzen als beispielsweise einen großen Konzertsaal, da hier, ähnlich wie bei Hausmusik, ein enger Kontakt zum Publikum möglich ist. Herr Blettenberg selbst spielt dabei auf seinem Bösendorfer Flügel oder Cembalo. Auch Musikkenner wie zum Beispiel S.K.H. Herzog Franz von Bayern kommen gerne. Die Mieter helfen mit Häppchen und Getränken bei den Vorbereitungen des Empfangs. Sie genießen nicht nur die Proben, sondern verlassen die Konzerte danach oft auch ganz beseelt. Irgendwann sprach mich Herr Blettenberg auch noch auf den sanierungsbedürftigen Zustand der Kapellenorgel hin. Um die Organisation der umfangreichen Orgelsanierung habe ich mich sofort selbst gekümmert. Die Umsetzung konnte dann nur dank der großzügigen Unterstützung durch die Familie Haberl sowie Thomas Greinwald realisiert werden. Mir persönlich bedeutet es in Verlängerung meiner Familiengeschichte sehr viel, für die Menschen, insbesondere für die Mieter des Bürgerheims, etwas zu tun und diesen nach Möglichkeit etwas zurückzugeben. Kunst und Kultur, vor allem die Musik, sind dazu ein wunderbares Mittel, da sie selbst demenziell Erkrankte, wie zum Beispiel auch meine Mutter, erreichen und berühren können. In unserer Familie denken wir in Generationen. Ich freue mich, dass ich selbst drei Kinder habe, sodass auch meine Nachfolge im Kuratorium später gesichert ist.
Text: MÜNCHENSTIFT Magazin, Heft Nr. 112 - Juni 2025
Fotos: VIOS Medien